
2. Advent
Alle kennen mich hier als den Schuhputzerjungen, da bin ich richtig stolz drauf. Dabei mache ich das noch gar nicht so lange. Als mein Vater vor einem Jahr starb zogen wir hierher in die Stadt und seitdem muss ich meine Familie ernähren, meine Mutter und meine kleinen Geschwister. Das ist ganz schön schwer, ich bekomme für 1 Paar Schuhe 10 Cent, das reicht für 1 Stück Brot. Was mir richtig Sorgen macht ist der Winter. Es ist schon jetzt richtig kalt und wir haben keinen Ofen und kein Geld für Holz. Alleine für unsere Mietwohnung muss ich 120 Paar Schuhe putzen, jeden Monat, und um genug Brennholz für den Winter kaufen zu können, müsste ich 2000 Paar Schuhe putzen. Und dann haben wir noch keinen Ofen, der kostet auch nochmal 500 Paar Schuhe.
Heute habe ich nur 6 Paar Schuhe geputzt, also 6 Stück Brot, und es wird langsam dunkel. Also wird es wieder einmal nur für ein bisschen Brot reichen, dabei hätte ich so gerne mal wieder ein bisschen Obst und Reis gekauft. Ich muss morgen wohl noch früher aufstehen und härter arbeiten. Mein größter Wunsch ist, einen Ofen kaufen zu können und Brennholz und vielleicht eines Tages wieder in die Schule gehen zu können.
Mohamad ist 11 Jahre alt und lebt mit seiner Familie im Nordosten Afghanistans, wo es im Winter richtig kalt wird mit Temperaturen bis – 10° C. Die Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und viele Kinder müssen wie Mohamad Geld dazuverdienen, um den Lebensunterhalt ihrer Familien zu finanzieren.

Für viele Menschen in Afghanistan ist Brot oft die einzige Nahrung, die sie sich leisten können.

Mit diesen Öfen müssen sich die meisten Menschen in Afghanistan den kalten Winter über wärmen.