
Keine Ausgrenzung mehr während der Menstruation
Es ist kalt. Eisig kalt. Der Wind heult um die Hütten, es ist stockdunkel. Doch du packst so schnell du kannst deine Matte und ein Tuch zusammen und setzt einen Schritt vor die Tür. Es raschelt im Gebüsch. Du hast Angst. Doch du musst zu dem kleinen Verschlag etwas außerhalb des Dorfes. Dort bleibst du sieben Tage. Vielleicht kannst du versuchen dort ein Feuer zu machen. Aber vielleicht doch lieber nicht. Du erinnerst dich gut an den schrecklichen Unfall im letzten Monat, als die Hütte Feuer fing. Also lieber frieren und hoffen, dass es schnell vorbeigeht, dass nichts passiert.
So geht es jeden Monat vielen Frauen und Mädchen während ihrer Menstruation in Nepal. Die Menstruation gehört zwar für die Hälfte der Weltbevölkerung zum Alltag, doch noch immer ist sie fast überall ein Tabuthema und mit Stigmata behaftet. Vor allem in Nepal ist die Menstruation ein schwieriges Thema. Frauen und Mädchen gelten während ihrer Periode als unrein, Unglücksbringer und als Gefahr. Deswegen müssen sie sich nach der Tradition des Chhaupadi während ihrer Menstruation isolieren und dürfen nicht am alltäglichen Leben teilnehmen. Oft müssen sie sich in Ställen zurückziehen, in dürftige Hütten oder in Zelten, eine Praktik, die für die Frauen und Mädchen lebensgefährlich sein kann. Die Nächte in Nepal sind eiskalt, - 20 Grad sind keine Seltenheit, sie dürfen sich nicht an den Wasserquellen waschen, aus Angst, sie würden sie verunreinigen, die Hütten sind ungeschützt: Schwere Erfrierungen, Infektionskrankheiten, Lungenentzündungen, sexueller Missbrauch können die Folgen sein.
Mission East arbeitet mit Frauen in Nepal zusammen und sensibilisiert sie für ihre Rechte. In Frauengruppen lernen sie Lesen und Schreiben und sprechen in einem geschützten Rahmen über ihre Probleme. Doch dabei bleibt es nicht. Besonders wichtig ist es, nicht nur Frauen und Mädchen miteinzubeziehen, sondern das gesamte Umfeld, die Familien und die Gemeinschaft. Mission East arbeitet außerdem mit Schulen zusammen und fördert zum Beispiel den Bau von speziellen Toiletten für Mädchen, um es ihnen zu ermöglichen auch während ihrer Periode zum Unterricht zu gehen.
Der Weg zu Gleichberechtigung ist ein langer, doch die Arbeit mit den Frauengruppen macht bereits einen großen Unterschied. Frauen stehen für ihre Rechte ein, Mädchen lernen lesen und auch die Männer der Gemeinschaften werden für die Rechte der Frauen sensibilisiert und machen sich mit auf den Weg.